1997 in Frankreich geboren kam er schon mit 4 Jahren nach Deutschland und seit seinem 9. Lebensjahr ist er in meinem Besitz. Er war damit mein erstes Pony und ist nach wie vor die erste große Liebe. Ich mit damals 11 Jahren konnte mein Glück kaum fassen, als mir meine Mutter den Schatz als Reitbeteiligung offenbarte. Dass sie ihn damals schon gekauft hatte und die Reitbeteiligung nur eine List war, erfuhr ich erst sehr viel später. Aber so hatte sie bzw meine damalige Reitlehrerin einfach erheblich mehr Mitspracherecht. Eine Reitbeteiligung ist ja doch etwas anderes, als das erste eigene Pferd der hochpubertierenden Tochter. Im Nachhinein betrachtet gar nicht so doof, damals war ich höchst beleidigt bei der Enthüllung
So lernte ich also nach und nach mit klein Jarpur viele Dinge, bis ich aber immer wieder an gewissen Themen an meine Grenzen stieß, bei denen mir auch kein Reitlehrer wirklich helfen konnte. Beispielsweise war und ist Jarpurs Lebensmotto im Gelände absolut „Lieber tot als Zweiter!“ und getreu diesem Motto waren wir nicht immer kontrollierbar. Auf dem Reitplatz war Trab ein Unding und Rechtsgalopp kannte das Fellknäuel nicht einmal auf der Koppel. Erst als ich mit ihm die Arbeit bei Manuel Jorge de Oliveira begonnen habe, lösten sich diese Themen schlagartig. Schritt, Trab und Galopp, inklusive gezieltem Außengalopp sind jetzt auch mit seinen 25 Jahren überhaupt kein Problem mehr. Im Gelände ist er immer noch der Schnellste, aber immerhin werde ich vorher gefragt und habe ein Mitspracherecht in Bezug auf Tempo und Reihenfolge. Außerdem geht er inzwischen wunderschönen Tölt, stufenlos in allen Geschwindigkeiten regulierbar. Auch das war anfangs einfach nur Schweinepass…mal schnell…mal langsam.
Heute genießt er sein Rentnerdasein mit regelmäßiger Gymnastik und ist fit wie ein Turnschuh. Hoffentlich noch ganz ganz lange.
„Erst studiere ich fertig und dann kaufe ich mir einen jungen, rohen Lusitano aus Manuels Zucht! Was ganz Unverdorbenes! Zum selberausbilden! Und bloß kein Warmblöd!“, so lautete die Theorie…. Bis ich Weihnachten 2018 mal wieder für ein paar Wochen in den Oliveira Stables ausgeholfen habe, wie ich das immer während meines Studiums getan habe, wenn es denn irgendwie ging. Schon ein paar Tage zuvor markierte mich Isabella Sonntag unter einem Video von Grifo und seinem damaligen Reiter Carlos mit dem Kommentar, dass den Teufel dann ja bald die Jugend übernehmen darf. Die mag sowas ja. Grifo war auf diesem Video weitestgehend auf 2 Beinen oder ohne Bodenkontakt unterwegs. Schön. Mein Kommentar damals: Ich freu mich! Diese Aussage war unter Umständen ein wenig hochgegriffen, aber beeindruckend fand ich dieses Pferd ja schon. Einen ungezähmten Willen, unendlich viel Power und dann auch noch rabenschwarz. Ist das nicht der Mädchentraum schlechthin? Fury, Black Beauty und wie sie nicht alle heißen?…Dieser hier hieß eben Grifo, ist 2011 geboren und ein portugiesisches Sportpferd. Damit ist er die Mischung aus den besten Blutlinien Portugals – sein Vater war ein Lusitano – und den besten Blutlinien des Deutschen Warmbluts. Namen wie Gribaldi und Ferro finden sich in seinem Papier.
Nun gut, zurück in der Realität angelangt, durfte ich dieses Pferd dann tatsächlich reiten und wieso auch immer, war es wirklich „Liebe auf den ersten Ritt“. Trotz Steigesprünge, massivem Knirschen und immensem Zungenfehler fühlte ich mich von Anfang an auf diesem Pferd zuhause. Als ich dann nach 4 Wochen zurück in die Heimat musste für ein Praktikum und Grifo einem anderen Reiter übergeben hätte müssen, sträubte sich alles in mir und ich startete einen waghalsigen Versuch bei meiner Chefin Isabella Sonntag. Ich bot ihr an, das Pferd mitzunehmen für die 3 Wochen. Danach komme ich ja eh wieder und als Schulpferd kann sie den ja eh nicht einsetzen. Sie hätte also weniger Kosten und ich meinen Grifo. Zumindest mal zeitweise. Antwort: Wenn du ihn mitnimmst, musst du ihn behalten!… Na super, ein weiteres eigenes Pferd war so mitten im Studium eigentlich so gar nicht drin, aber was solls? Es folgten 2 Tage Preis- und Konditionsverhandlungen und an Tag 3 habe ich ihn im schlimmsten Schneesturm, den der Februar 2019 zu bieten hatte verladen und mit nach Hause genommen. Manchmal muss man eben auch Dinge tun, die keinen Sinn ergeben und Sachen kaufen, für die man kein Geld hat. Ich habe diese Entscheidung nicht eine Sekunde bereut.
Grifo ist bis heute mein größter Lehrmeister, mein täglicher Herausforderer, mein wahrgewordener Traum. Kein Pferd hat mir mehr Präzision beigebracht, kein Pferd befördert mich öfter auf den Boden der Tatsachen zurück als er. Aber auch kein Pferd hat mir solche Glücksmomente geschenkt, wie er es schon getan hat und immer wieder tut.
Langsam könnte man so etwas wie ein Schema erahnen…Schon wieder fast schwarz, zwei weiße Hinterbeine, völlig durchgeknallt und mit der Vorliebe auf 2 Beinen zu stehen. So bekam ich Felix als Berittpferd bzw Rehaprojekt zugeteilt, als ich im August 2020 meine Stelle als Bereiterin in Waal angetreten bin. Felix war zu der Zeit erst kurze Zeit in Waal und hatte noch nicht viel Sozialisierung abbekommen. Angekommen ist er mit dem Prädikat „unreitbar“ und „Steiger“. Eine Schülerin von Manuel Jorge de Oliveira hat das damals noch 4 Jahre alte deutsche Sportpferd direkt aus den Stallungen der FN in Warendorf übernommen. Der ehemalige Besitzer übergab ihn da wohl mit den Worten: „Ich hoffe ihr könnt es besser, ich kanns nicht…“
Nun gut, bereits nach recht kurzer Zeit wurde mir auch klar, wieso klein Felix aussortiert worden ist…Er ist wahrlich ein Kämpfer. Aber keiner, der panisch irgendwelchen Mist macht, sondern einer, der dir mit glasklarem Verstand in die Augen schaut und sagt „Nicht.Mit.Mir.“ Jede erdenkliche Chance, die er gefunden hatte, um aus der Arbeit zu entkommen, hat er genutzt. Sein absolutes Highlight waren offene Hallentüren. Und wenn sie sich nur für 2 Sekunden geöffnet haben, damit irgendjemand kurz rein- oder raushuschen konnte: Felix hats gesehen und genutzt. In Endgeschwindigkeit sind wir aus jeder nur erdenklichen anderen Position zur Tür gehechtet und haben dann dort einige Zeit auf 2 Beinen stehend verbracht. Ich hätte damals jeden erwürgen können, der sich auch nur einer Tür genähert hat. Aber hilft ja nicht, wir mussten dieses Thema ja klären. Oder, auch schön: So mitten im Galopp ohne Vorwarnung einen Steigesprung senkrecht nach oben. Wäre es damals nicht gefilmt worden, hätte ich es selber nicht geglaubt. Er war einfach mit allem blitzschnell und wahnsinnig geschickt. Gott sei Dank hatte er schon immer ein so großes Selbstbewusstsein, dass es ihm niemals passiert wäre, aus so einer Situation heraus zu stürzen.
Nach und nach hat Felix dann aber auch verstanden, dass ihm hier keiner seinen Stolz und seinen eigenen Willen abspricht und er lernte, dass die Arbeit mit Menschen doch gar nicht so übel ist. Er wurde also immer mehr zum Reitpferd und nach so vielen Höhen und Tiefen hatte ich ihn irgendwann so ins Herz geschlossen, dass ich ihn auch nicht mehr hergeben wollte. Begann er doch langsam für und mit mir zu kämpfen und nicht mehr gegen mich. Und tatsächlich bin ich auch erst nach all diesen psychischen Themen an seine eigentlichen körperlichen Baustellen rangekommen. Die rechte Schulter war ein komplettes Desaster, die Muskulatur in Hals und Vorderbeinen so verkürzt, dass er die Vorderbeine nie ganz strecken konnte. Das aufarbeiten von all diesen psychischen und physischen Themen ging natürlich Hand in Hand, denn ein Pferd, dass sich körperlich nicht wohl fühlt, wird auch im Kopf blocken. Aber gleichzeitig wird ein Pferd, dass vom Kopf her bereits dicht gemacht hat, den Reiter auch nicht an seine körperlichen Baustellen heranlassen. Es war also wirklich nicht immer einfach, den nächsten Schritt zu finden, der zwar an die nächste Grenze geführt hat, aber eben dennoch nicht überfordert hat. Ohne den regelmäßigen Unterricht von Manuel Jorge de Oliveira wäre ich hier oft an meine eigenen Grenzen gestoßen. So haben wir uns aber gemeinsam entwickelt und sind an den Problemen des jeweils anderen gewachsen.
Heute kann ich Felix im Unterricht mit Kindern einsetzen. Er ist zu einem Verlasspferd geworden, das sich jetzt nach und nach zu einem wunderschönen, kräftigen Warmblut entwickelt.
Gut Albersberg, Fiedler GbR
Hirnschnellerweg 5
94474 Vilshofen an der Donau
Deutschland
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